09:15 | Ankommen und Begrüssungskaffee |
09:45 | Begrüssung |
10:00 | Keynote I: Soziale Arbeit und Digitalität – eine Standortbestimmung aus Professionsperspektive Prof. Dr. Udo Seelmeyer |
11:00 | Pause |
11:30 | Session I (Wahl aus Panels und Workshops) |
12:30 | Mittagspause |
13:30 | Keynote II: Kultur der Digitalität vs. Begegnungskultur: Soziale Arbeit als Mediatorin im clash of cultures? Prof. in Dr. in Carmen Kaminsky |
14:30 | Kurze Pause |
14:45 | Session II (Wahl aus Panels und Workshops) |
15:45 | Kurze Pause |
16:00 | Postersession I |
16:45 | Keynote III: Beiträge einer Anthropologie der Praktiken zu einer zeitgemässen digitalen Inklusion und sozialen Intervention Prof. Dr. Pascal Plantard |
17:45 | Abschluss 1. Kongresstag |
19:30 | Lesung: Literatur und Digitalität – Eine Begegnung auf Augenhöhe Martina Clavadetscher, französische Übersetzung von Raphaëlle Lacord |
Prof. Dr. Udo Seelmeyer
Der Beitrag führt mit einem Überblick und einer Standortbestimmung in das Kongressthema „Soziale Arbeit und Digitalität“ ein. Dies geschieht in vier Schritten: (1) einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung, die Digitalisierung in der Sozialen Arbeit genommen hat, (2) einer Analyse zum Status Quo entlang verschiedener Dimensionen und Ebenen, (3) einem Ausblick auf sich abzeichnende Entwicklungen und Herausforderungen sowie (4) resümierenden Thesen. Dabei werden gesellschaftliche wie auch technologische Entwicklungen und Rahmungen in Bezug gesetzt zur Gestalt und Ausgestaltung von Digitalität in der Sozialen Arbeit.
Aus techniksoziologischer Perspektive wird die Frage der Agency von Technik aufgeworfen und aus professionsbezogener Perspektive werden die Implikationen einer digitalen Gesellschaft wie auch die technologisch erweiterten Möglichkeiten im fachlichen Handeln – z.B. im Kontext datenbasierten Arbeitens oder der Entscheidungsunterstützung durch intelligente, lernende Systeme – reflektiert.
Prof. in Dr. in Carmen Kaminsky (TH Köln)
Die Kultur der Digitalität ist dominant geworden. Sie prägt Deutungsmuster und die Art und Weise alltäglicher Praxis in nahezu allen Handlungsbereichen. Was in dem Wandlungsprozess zunehmend auf der Strecke bleibt, ist eine sozial tragfähige Begegnungskultur. Im Vortrag wird diese These zunächst expliziert und dann gezeigt, dass Soziale Arbeit ihrem Selbstverständnis nach, für den Erhalt und die Förderung der begegnungskulturellen Muster eintritt, die in der Kultur der Digitalität immer mehr zu schwinden drohen.
Soziale Arbeit befindet sich demnach gewissermaßen in einem „Clash of Cultures“. Als Disziplin und als Profession ist sie prädestiniert, darin eine vermittelnde Position einzunehmen. Im mediatorischen Selbstverständnis hat sie im Konkreten wie im Abstrakten die Aufgabe, Konfliktfelder auszuloten und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Es gilt, dem begegnungskulturell Erwünschten in Bedingungen einer Kultur der Digitalität Raum zu verschaffen.
Prof. Dr. Pascal Plantard
Der Vortrag beginnt mit einer Einführung in die Anthropologie der Nutzung digitaler Technologien. Sie liefert die Schlüssel zum Verständnis der zeitgenössischen digitalen Welten. Dadurch können Definitionen von Begriffen und Konzepten (digital, Nutzung, Praktiken, techno-imaginäre Vorstellungen, Repräsentationen) bestimmt werden, die das Verständnis für die Herausforderungen der digitalen Welt in der Inklusion fördern.
Anschliessend wird anhand von qualitativen und quantitativen Daten aus den neuesten Forschungsarbeiten des GIS M@rsouin eine kritische Analyse der Begriffe „digitale Spaltung“ (digital divide) und „Gen Z“ (digital native) vorgeschlagen. Diese Ergebnisse und Analysen fördern das Verständnis der Komplexität sozialer und bildungsbezogener Ungleichheiten sowie auch der Ausgrenzungen im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien bei jungen Menschen, aber auch in Familien, Unternehmen und Territorien. Die Frage der gesellschaftlichen Neuorientierung in Bezug auf die Digitalisierung wird als Antwort auf die problematische Internetnutzung entwickelt.
Schliesslich werden anhand der Ergebnisse der Forschungsarbeiten, die während und nach Covid zur digitalen Vermittlung, sozialen Intervention und Entmaterialisierung der Verwaltung durchgeführt wurden, die jüngsten Entwicklungen digitaler Praktiken auf dem Gebiet aufgezeigt. Sie werden in eine historische Perspektive eingeordnet, um eine reflexive Analyse in Bezug auf die territoriale Verankerung, die Entwicklung und die Ethik der digitalen Inklusion und der sozialen Intervention zu ermöglichen.
Stefanie Neumaier (TH Rosenheim)
In der Heuristik „Doing Digitality“ von Weinhardt (2022a) eingebettet, beschreibt Digitalität (Stalder 2021) Handlungspraktiken in der Sozialen Arbeit, die mit und durch ‚digitale Dinge‘ hervorgebracht werden und damit in einem Spannungsfeld zur aktiven Einführung digitaler Innovationen ‚von oben‘ stehen. Diese digitalen Dinge können im Studium der Sozialen Arbeit als digitale Lerngegenstände nutzbar gemacht werden (Neumaier/Weinhardt i.E.). Damit geht einher, dass die „grundlegende Skepsis“ (Weinhardt 2022b, S. 114) dieses Feldes durch eine Auseinandersetzung mit Fragen zu digitalen Transformationsprozessen in der Sozialen Arbeit zur subjektiven Erschließung von Welt beitragen kann. Derart perspektiviert möchte der Beitrag anhand eines laufenden Dissertationsprojektes sozialpädagogische Professionalisierungsprozesse als Lern- und Bildungsprozesse begreifen, um danach zu fragen, inwiefern digitale Lerngegenstände und die dadurch hervorgebrachten Handlungspraktiken sozialpädagogische (De-)Professionalisierungsprozesse in frühen Phasen abbilden.
Adrian Roeske (Institut für Informationsmanagement Bremen)
Die Unausweichlichkeit einer Kultur der Digitalität (Grünberger 2021, S. 2) führt auch in der Schulsozialarbeit dazu, dass sich Schritt für Schritt eine digitale Transformation vollzieht (Busche-Baumann; Ermel 2021; Hollenstein & Nieslony 2020) und sich in der Konsequenz schulsozialarbeiterische Praxis verändert. Dabei geht es über den Wandel von Infrastruktur hinaus und steht in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zur Schule, wie aus einem abgeschlossenen Forschungs- und laufenden Dissertationsprojekt heraus deutlich werden soll: Dokumentationen u.a. zur Legitimation der eigenen Arbeit (Ley; Seelmeyer 2014, S. 53) werden mit ansteigender Komplexität zunehmend digital angefertigt und der Schutz digitaler Daten wird nicht nur in Folge der Datenschutzgrundverordnung Teil von Praxis (Althammer 2018). Mit Blick auf Professionalisierungsbestrebungen in der Schulsozialarbeit soll im Beitrag der Frage nachgegangen werden, welche Rolle eine digitale Datenpraxis gegenwärtig und zukünftig haben wird.
Mara Stieler (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm)
Der erste Einzelbeitrag strebt an, einen kompakten Überblick über die Entwicklungen der digitalen, psychosozialen Beratung zu bieten und auf aktuelle Herausforderungen einzugehen.
Digitale Beratungsangebote existieren bereits seit den frühen 1990er Jahren und haben sich seitdem fachlich, methodisch und technisch weiterentwickelt. Die COVID-19-Pandemie markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der digitalen Beratung. Die Kontaktbeschränkungen führten dazu, dass die Nachfrage nach digitalen Beratungsangeboten einen beispiellosen Anstieg erlebte.
Beginnend mit der Darstellung dieser Entwicklung wird im Beitrag anschließend ein Blick auf Gegenwart und Zukunft geworfen: Neben strukturellen Herausforderungen (u.a. Finanzierungsstrukturen) werden anhand verschiedener Beispiele insbesondere die sich wandelnden technologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. Mediennutzungsverhalten) illustriert.
Ein zentrales Element des Beitrags sind zudem Ergebnisse aus dem vom deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Forschungsprojekt «KI gestützte Assistenz für digitale, psychosoziale Beratung (KIA)». Das Projekt dient als Beispiel für die Anpassung von Beratungspraxis an Herausforderungen und Entwicklungen der Digitalität und hat das Ziel, eine KI-Assistenz im Bereich der digitalen Erziehungsberatung zu entwickeln. Die bundesweit agierende bke-Onlineberatung ist Praxispartner im Projekt. Die Bedarfsanalyse basiert auf 18 problemzentrierten Interviews mit Beratenden der bke-Onlineberatung. Die Ergebnisse der zusammenfassenden, qualitativen Inhaltsanalyse geben Einblicke in den beruflichen Alltag der Beratenden sowie aktuelle Bedarfe und Herausforderungen. Des Weiteren wird skizziert, wie diesen Bedarfen und Herausforderungen mit KI-Technologien begegnet werden könnte.
Jennifer Burghardt (Technische Hochschule Nürnberg)
Der zweite Einzelbeitrag des Panels schließt an den Ausführungen des ersten Beitrags an und widmet sich der Frage, ob KI-Assistenten eine Antwort auf die beschriebenen Herausforderungen in der digitalen Beratung sein können.
Spätestens seit der Veröffentlichung der neuen Generation generativer KI-Modelle im Jahr 2023 wird der Einsatz von KI in der digitalen, psychosozialen Beratung nicht mehr nur diskutiert, sondern konkret realisiert. Im Vordergrund steht nicht mehr die Frage nach dem “ob, sondern nach dem “wie”. Beginnend mit der Herstellung eines gemeinsamen Wissensstands über die neuen KI-Modelle und ihre Funktionsweise sowie Stärken und Schwächen wird zunächst das viel diskutierte „Bias-Problem“ (v.a. Datenbias & Automation Bias) und die damit verbundenen berufsethischen Aspekte bei der Entwicklung und dem Einsatz von KI beleuchtet und an konkreten Beispielen veranschaulicht.
Darauf aufbauend wird aufgezeigt, in welchen Bereichen die menschliche Steuerungs- und Kontrollfunktion (meaningful human control) unerlässlich bleibt und welche Aspekte im digitalen Beratungsprozess durch KI-Modelle unterstützt oder auch ersetzt werden können. Dabei werden in Abgrenzung zu Ansätzen prädiktiver Vorhersagemodelle (Predictive Modeling), vor allem die künftige Rolle generative KI in Form von Chatbots für Ratsuchende im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ sowie in Form von Assistenzsystemen für Fachkräfte gegenübergestellt.
Die konkreten Einsatzmöglichkeiten und möglichen Funktionen von KI-Assistenten in der digitalen Beratung werden anschließend anhand eines prototypisch entwickelten KI-Modells veranschaulicht, das im Rahmen des Projekts „KIA” gemeinsam mit Fachkräften entwickelt und evaluiert wurde.
Prof. Dr. Angelika Beranek (Hochschule München)
Im Zuge der digitalen Transformation Sozialer Arbeit und ihrer Verschmelzung mit ehemals originär medienpädagogischen Aufgaben stellt sich die Frage, ob eine neue Theorie für das «digitale Zeitalter» notwendig ist. Können zeitgenössische Theorien Sozialer Arbeit den Aspekt der Digitalität / Digitalisierung mit abdecken, indem sie schlichtweg erweitert werden oder muss eine weitere Theorie Sozialer Arbeit entstehen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden? Im Beitrag sollen beide Positionen an anschaulichen Beispielen diskutiert werden, um auf diese Frage eine Antwort zu finden.
Prof. Dr. Alexander Unger (Hochschule Darmstadt)
Dass „die Digitalisierung“ eine entscheidende Rolle beim aktuellen gesellschaftlichen Wandel spielt, ist mittlerweile auch im sozialpädagogischen Diskurs weitgehend anerkannt (vgl. Lange/ Klimsa 2019; Kutscher et al. 2020). Allerdings wird diese Transformation oft als Zumutung (vgl. Distelmeyer 2019) empfunden, die Widerstände auslöst, da die „Digitalisierung“ mit basalen Aspekten der eigenen Praxis und Professionalität kollidiert. Mit Blick auf den spürbaren Digitalisierungsdruck, stellt sich die Frage nach Handlungs- und Gestaltungsoptionen jenseits einer simplifizierenden Technikeuphorie. Der Fokus des Vortrags liegt auf den Optionen zur Erfassung der „Digitalisierung“ und den Konsequenzen, welche die unterschiedlichen diskursiven Rahmungen implizieren. Hierzu sollen drei Rahmungen näher beleuchtet werden: Als erstes das populäre Verständnis von Digitalisierung, welches diese mit digitaler Infrastruktur gleichsetzt (vgl. Unger 2021) und einen technologisch-ökonomisch determinierten Wandel impliziert. Die zweite Rahmung von Digitalisierung, welche stärker auf neue Handlungspraktiken durch digitale Technologien fokussiert (vgl. Jenkins 2006, Stalder 2009, 2016) und die Transformation von Methoden, Strukturen bis hin zum Selbstverständnis in den Blick rückt. Diese Perspektive eröffnet einen differenzierteren Blick auf die Praxis und deren Gestaltung, blendet aber die historische Dimension und relevante ökonomische Machtinteressen aus. Als dritte Option wird das Konzept der Mediatisierung aufgegriffen, das die Digitalisierung als Phase in einem bereits länger andauernden Mediatisierungsprozess verortet (vgl. Krotz 2007, 2020, Krotz et. al. 2014). Diese Verortung kann den Blick für zurückliegende technologische Implementierung eröffnen. Dies kann den Digitalisierungsdruck reduzieren und Handlungsoptionen eröffnen, wenn der Ansatz für die jeweiligen Handlungsfelder und deren basale Prinzipien ausbuchstabiert wird.
Prof. Dr. Markus Eckl (Hochschule Fulda), Prof. Dr. Christian Ghanem (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm)
Digitalisierung und Digitalität sind seit einigen Jahren zentrale Themen in der Sozialen Arbeit. In allen Handlungsfeldern wird versucht, diesem Strukturwandel zu begegnen. Die diskutierten digitalen Transformationsprozesse bringen Veränderungen mit sich, die sowohl das professionelle Handeln als auch die Organisationsstrukturen und -prozesse sozialer Einrichtungen sowie das Verhältnis zu den Adressat:innen der Sozialen Arbeit betreffen (Bossong 2018; Kutscher 2019). Auch wird immer wieder über die Spezifika des wissenschaftlichen Digitalisierungsdiskurses gesprochen, wobei bisher eine empirische Analyse aussteht. Kernthemen sind laut Seelmeyer und Kutscher (2021) Medienpädagogik, Sozialinformatik und interdisziplinäre Bezüge, wobei auch sie betonen, dass ihre Beobachtungen subjektiver Natur sind und es einer differenzierteren und empirischen Untersuchung bedarf. Der Vortrag hat das Ziel, die Struktur und die Semantik des Digitalisierungsdiskurses in der Sozialen Arbeit mittels quantitativer Textanalyse sichtbar zu machen. Dabei wurden 21.242 Rezensionen aus der Sozialen Arbeit automatisiert analysiert. Es zeigen sich zwei unterschiedliche Diskursstränge. Die Entwicklung der Thematisierung von (1) Medienpädagogik zeigt einen tendenziellen Rückgang seit dem Jahr 2000. Themen der (2) Digitalisierung hingegen nehmen stetig zu, wobei ein exponentieller Zuwachs seit 2016 zu beobachten ist. In einem zweiten Schritt werden die dadurch identifizierten einschlägigen Rezensionen näher analysiert (N = 1.467), wodurch unterschiedliche Spezialdiskurse auf der Mikro- (Digitalität und Hilfe), Meso- (Digitalität und Organisation) und Makroebene (Digitalität und Gesellschaft) sichtbar werden. Anhand der Analyse wird eine grundlegende Einführung in die quantitative Textanalyse gegeben sowie deren Potenzial und Grenzen für die Soziale Arbeit diskutiert.
Marvin Fendt (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Medienerziehung hat eine zentrale Bedeutung für das Heranwachsen in der heutigen, mediatisierten Welt, da sie durch die Vermittlung von Medienkompetenz einen gelingenden Umgang mit Medien ermöglicht (Rott, 2020). In Familienkontexten gilt gelingende Medienerziehung als ein Schutzfaktor vor Internet Gaming Disorder (Wartberg et al., 2020), obgleich uneinheitliche Evidenzen zu wirksamen Strategien bestehen (Kammerl et al., 2020).
Medienerziehung kann auch im Rahmen des Erziehungsauftrags der stationären Kinder- und Jugendhilfe relevant sein. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, inwieweit die Medienerziehung der Fachkräfte durch fachkraftspezifische und organisationale Faktoren erklärt wird sowie inwieweit sie eine Auswirkung auf die Internet Gaming Disorder junger Menschen hat.
Es wurden 319 Fachkräfte (63% weiblich, 34% männlich, 1% non-binär) zu ihrer Medienerziehung (Dürager & Sonck, 2014), der Internet Gaming Disorder der jungen Menschen (Wartberg et al., 2016) und der medienpädagogischen Einrichtungskultur befragt.
Während 76% der Einrichtungen von Problemen im Kontext digitaler Medien berichten, weisen 39% ein medienpädagogisches Konzept auf. Multiple lineare Regressionen zeigen, dass die Medienerziehungsarten signifikant die Internet Gaming Disorder vorhersagen. Die Fachkraftfaktoren Alter, Geschlecht und Medienhaltung sagen signifikant technische Mediation, Monitoring, aktive Mediation und Co-Viewing voraus.
Die Ergebnisse zeigen, dass in der Praxis ein Bewusstsein für Medienerziehung zur wirksamen Problemprävention, Kompetenz- und Teilhabeförderung existiert. Fachkraftfaktoren bergen großes Erklärungspotenzial für deren Medienerziehung, während die Medienerziehungsstrategien stärkere Internet Gaming Disorder teilweise erklären. Die Ergebnisse legen nahe, dass Medienerziehung in den Einrichtungen nicht flächendeckend umgesetzt wird und deswegen deren Implementation von besonderem Interesse sein könnte.
Prof. Dr. Rahel Heeg, Fabienne Kaiser (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
Digitale Medien – allen voran das Smartphone – stellen für Jugendliche selbstverständliche und unverzichtbare Alltagsbegleiter dar. Hierbei erfüllen sie vielfältige, subjektiv bedeutsame Funktionen: Sie dienen zur Kommunikation und Beziehungspflege und werden zur Unterhaltung, Entspannung, Informationssuche und Alltagsorganisation genutzt (vgl. Heeg et al., 2018; Steiner et al., 2019). Darüber hinaus bieten digitale Medien Jugendlichen Raum für Kreativität, Identitätserkundungen und Teilhabe (vgl. Paus-Hasebrink, 2019).
Trotz umfangreicher Forschung zur Mediennutzung von Jugendlichen (vgl. u.a. Feierabend et al. 2022; Külling et al., 2022) liegen bislang erst wenige Studien zum Umgang mit digitalen Medien in der stationären Jugendhilfe vor (vgl. Feyer et al., 2020; Steiner et al., 2019). Im Speziellen fehlt es an empirischen Studien, die systematisch in den Blick nehmen, wie Jugendliche digitale Medien nutzen können, sollen und dürfen, wenn sie aufgrund von Fremd- und/oder Selbstgefährdung in einem restriktiven Setting der Jugendhilfe oder der Jugendpsychiatrie untergebracht sind. An dieser Stelle setzt das derzeit laufende qualitative Forschungs- und Entwicklungsprojekt «re:connect» an. Dabei werden Jugendliche mittels leitfadengestützten Interviews sowie Fachpersonen im Rahmen von Gruppendiskussionen zu ihren Erfahrungen rund um digitale Medien im Einrichtungsalltag und zu ihren Einschätzungen dazu befragt. Im Beitrag wird aus der Perspektive der Jugendlichen aufgezeigt, welche Bedeutung digitale Medien in ihrem Alltag vor ihrem Aufenthalt im restriktiven stationären Setting hatten, wie sich ihre Nutzung digitaler Medien beim Übergang ins restriktive stationäre Setting verändert hat und insbesondere, wie sie den Umgang mit digitalen Medien während ihres Aufenthalts erleben und was sie sich diesbezüglich wünschen. Abschliessend werden die präsentierten Ergebnisse der Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) aus einer lebensweltorientierten Perspektive diskutiert.
Prof. Dr. Karolin Kappler (Katholische Hochschule NRW)
Dieser Beitrag untersucht die komplexen Herausforderungen und Spannungsfelder, die sich aus dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Sozialen Arbeit ergeben. Ausgehend von dem Schlagwort „Doing Digitality“ wird diskutiert, wie Digitalisierung und Digitalität die Praxis der Sozialen Arbeit beeinflussen. Ausgehend von einer kritischen Betrachtung des dreifaltigen Zusammenspiels von Datafizierung, Algorithmisierung und Plattformisierung aus einer bewertungssoziologischen Perspektive werden vor allem Risiken und mögliche negative Auswirkungen von KI auf vulnerable Gruppen in den Blick genommen und die Frage gestellt, wie die Soziale Arbeit mit diesen Herausforderungen umgehen kann. Ausgehend von McQuillans (2022) kritischer Perspektive auf die Integration von KI in sozialen Kontexten zeigt der Beitrag Entwicklungslinien hin zu einem verantwortungsbewussten und ethisch fundierten Einsatz von KI auf, der die Menschenrechte und die Bedürfnisse der Betroffenen in den Vordergrund stellt. Abschließend wird diskutiert, welchen Beitrag die Soziale Arbeit leisten kann, um eine gerechtere und inklusivere Entwicklung von KI zu fördern. Es wird argumentiert, dass Sozialarbeiter:innen eine Schlüsselrolle in der Gestaltung von KI-Politik und KI-Praxis spielen können, indem sie ihre Fachexpertise zu sozialen Problemen, Diversitätssensibilität und Teilhabe einbringen. Der Artikel schließt mit einem Plädoyer für eine widerständige und pragmatische Positionierung gegenüber KI in der Sozialen Arbeit, die die Potenziale der KI kritisch hinterfragt und aktiv an der Gestaltung einer ethisch vertretbaren digitalen Zukunft mitwirkt.
Pascal Maeder (Haute école spécialisée de Suisse occidentale HES-SO)
Das von den Caritasverbänden der Westschweiz initiierte und von Innosuisse unterstützte Projekt «Cantons zéro chômeur de longue durée» («Kantone Null Langzeitarbeitslose»)zielt darauf ab, das anhaltende Problem der Langzeitarbeitslosigkeit zu lösen, indem modernste digitale Werkzeuge mit der Forschung und Praxis der Sozialarbeit, speziell im Bereich der beruflichen Eingliederung, kombiniert werden. Während die herkömmliche Stellenvermittlung mit diskriminierenden Verzerrungen verbunden ist (z. B. Nichtauswahl atypischer Profile), ermöglicht das optimale Matching durch Algorithmen die Zusammenführung von Arbeitssuchenden und offenen Stellen. Wir werden in dieser Präsentation zeigen, wie sich die künstliche Intelligenz eine neue Sprache aneignen muss, um die diskriminierenden Verzerrungen zu überwinden. Die Sozialarbeit schafft und etabliert diese Sprache als Grundlage für eine neue Form der sozialen Begleitung. Dazu bedienen wir uns der Berufssoziologie und verweisen auf den Bezugspunkt der Aktivität als Vektor des geringsten Bias (Rullac et al., 2023), entsprechend dem Ansatz des Erfahrungsprofils (Dumont & Saint-Pé, 1992), den wir angepasst haben. Dieses Projekt veranschaulicht die transformative Wirkung der Digitalität bei der Lösung komplexer sozioökonomischer Probleme und bietet einen vielversprechenden Weg in eine Zukunft, in der Technologie und soziale Innovation zusammenwirken, um inklusivere und widerstandsfähigere Gesellschaften zu schaffen.
Prof. Dr. Julian Löhe (FH Münster)
Im Umgang von Menschen mit KI-Chatbots sind soziale Reaktionen und das Gefühl Sozialer Präsenz empirisch belegt (Oh, Bailenson & Welch, 2018; Biocca et al., 2003; Lee, Jung, Kim & Kim, 2006; Reeves & Nass 1996), wie auch Merkmale für eine soziale Beziehung im soziologischen Sinne festzustellen sind. Davon unbenommen handelt es sich weiterhin um die Interaktion mit einem Artefakt und keinem anderen Menschen, weswegen trotz des Vorhandenseins von soziologischen Beziehungsmerkmalen keine soziale Beziehung im soziologischen Sinne festgestellt werden kann. Um diese Unterscheidung deutlich zu machen und eine notwendige Differenzierung vorzunehmen, ob eine Beziehung mit einem Menschen oder einer künstlichen Entität besteht, bedarf es mit Blick auf die beziehungsintensive Soziale Arbeit eines neuen Begriffs. Denn insbesondere für die Soziale Arbeit ist es – auch aus ethischen Gründen – wichtig, diesen Unterschied sprachlich abbilden zu können. Sowohl gegenüber Klient:innen, wie auch Kostenträgern und im professionellen Diskurs bzgl. des Einsatzes und den Effekten von KI-Chatbots. Der Begriff der „quasisozialen“ Beziehung ist dazu geeignet, weil er den Bezug auf soziologische Konzepte berücksichtigt und gleichzeitig vorhandene Beschreibungen und Begriffe aus einschlägigen Studien, wie z.B. „quasisoziale“ Akteure, in den für die Soziale Arbeit wichtigen Beziehungskontext überführt. Der Begriff ist damit anschlussfähig in der bisherigen wissenschaftlichen Diskussion. Zur besseren Erfassung des Phänomens kann auf Grundlage der empirischen Ergebnisse der unterschiedlichen Studien in a) Voraussetzungen und begünstigende Faktoren für das Entstehen einer quasisozialen Beziehung und b) deren Merkmale unterschieden werden. Diese werden im Vortrag präsentiert, wie auch Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt gegeben werden.
Federica Hofer (Pädagogische Hochschule Luzern)
Die Behindertenrechtskonvention fordert die «volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft» aller (UN-BRK, Art. 3). Im Kontext der Digitalität bieten sich neue Optionen aber auch Herausforderungen, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und neue Zugänge zu eröffnen. Die Studienlage im deutschsprachigen Raum weist darauf hin, dass Kinder und Jugendliche, die in einem Wohnheim bzw. Internat leben, begrenzte Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten erleben (Kochskämper et al., 2020; Steiner et al., 2017), was zu einer Verschärfung sozialer Ungleichheit führen kann (vgl. Zorn et al, 2019; Niesyto, 2019). Dies trifft insbesondere auf Einrichtungen für Personen mit Lernschwierigkeiten (kognitiver Beeinträchtigung) zu (Steiner et al., 2017). Es stellt sich die Frage, wie diese Einrichtungen ihren Kindern und Jugendlichen Teilhabe in, an und durch digitale(n) Medien ermöglichen (Borgstedt & Möller-Slawinski, 2020; GMK, 2018), um sie damit zur selbstbestimmten Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen (Keeley et al., 2021). Im Forschungsprojekt «Digitale Teilhabe in Einrichtungen für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten» wird die digitale Teilhabe anhand der freizeitlichen Mediennutzung von Jugendlichen, die in Wohnheimen leben, untersucht. Zum einen wurde die Initiierung von Teilhabemöglichkeiten auf institutioneller Ebene und zum anderen das Erleben von Teilnahmechancen auf kollektiver Ebene (Röh, 2018) qualitativ-rekonstruktiv analysiert (Strauss & Corbin, 1996; Clarke, 2012). Für die Erfassung der institutionellen Ebene wurden Dokumente sowie Gespräche mit Fachpersonen der Einrichtung beigezogen. Zur Analyse der kollektiven Ebene wurden Gruppengespräche mit Jugendlichen in Verbindung mit einem Photovoice Verfahren (Wihofszky et al., 2020; Butschi & Hedderich, 2021) geführt. Im Beitrag werden die Analyseergebnisse zweier Einrichtungen kontrastierend vorgestellt und hinsichtlich ihrer Initiierung und dem Erleben von digitaler Teilhabe zur Diskussion gestellt.
Silvano Ackermann (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
Auch zehn Jahre nach Ratifizierung der UN-BRK fehlt es in der Schweiz an einem inklusiven Berufsbildungssystem (Hess-Klein & Scheibler, 2022). Wird Behinderung im Anschluss an die WHO als Resultat einer Wechselwirkung zwischen Funktionseinschränkungen und kontextuellen Faktoren verstanden, zeigt sich, dass digitale Technologien für Menschen mit Behinderungen den Zugang zu lebenslangem Lernen und zur Arbeitswelt vereinfachen (Engels, 2019) und so zu mehr Chancengleichheit und sozialer Teilhabe beitragen. Gleichzeitig produziert die Digitalisierung neue Barrieren.
Vor diesem Hintergrund geht das derzeit laufende NFP77 Forschungsprojekt „Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der beruflichen Bildung“ unter anderem der Frage nach, welche Faktoren die digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung fördern und hindern. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden einerseits Interviews mit betroffenen Lernenden und Studierenden geführt, in welchen diese nach ihrer jeweiligen Erfahrung im digitalisierten Bildungsalltag befragt wurden. Andererseits wurde die digitale Infrastruktur ausgewählter Bildungsorganisationen nach objektiven Kriterien auf ihre jeweilige Barrierefreiheit überprüft. Im Beitrag werden verschiedene Projektergebnisse präsentiert. Dabei wird darauf eingegangen, welche digitalen Chancen und Hindernisse sich für die Betroffenen ergeben. Zusätzlich wird die Zugänglichkeit geläufiger Tools, Programme und Lernplattformen thematisiert, welche im Schweizer Bildungssystem verwendet werden.
Dr. Sascha Roder (FH Bielefeld)
Assistive Technologien, zu denen passive Exoskelette gehören, dienen dazu, die Anwender:innen körperlich zu entlasten oder erkrankte Menschen in der Rehabilitation zu unterstützen. Um dem Personalmangel im Gesundheits- und Sozialbereich entgegenzuwirken, wird immer wieder auch der Einsatz von technischen Assistenzsystemen in Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft diskutiert. Der Einsatz dieser hat jedoch oft weitreichende und unerwartete Implikationen, sowohl für den konkreten Arbeitsbereich als auch für die Unternehmensentwicklung und die daran anknüpfenden Tätigkeitsfelder Sozialer Arbeit.
Im Rahmen einer Pilotstudie werden Anfang 2024 fünf Pflegefachkräfte aus dem ambulanten Versorgungsbereich zum sozio-emotionalen Erleben mit dem passiven Exoskelett untersucht. Dabei kommen die teilnehmende Beobachtung ebenso wie Leitfaden-Interviews zum Einsatz. Die Interviewdaten werden inhaltlich-semantisch transkribiert, qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet und systematisch interpretiert. Geplant ist eine systemische Einordnung der Ergebnisse im Hinblick auf Arbeits- und Entwicklungskontexte mit besonderem Bezug zur Sozialen Arbeit.
Mit Hilfe des „Modells zur ethischen Evaluation sozio-technischer Arrangements“ (MEESTAR) wird der Einsatz von passiven Exoskeletten kritisch hinterfragt und ethisch einer Prüfung unterzogen. Hinweise auf zentrale ethische Kipppunkte und Spannungsfelder für einen Technikeinsatz im ambulanten Versorgungskontext sollen identifiziert, und Chancen und Risiken für den Arbeitsalltag in der ambulanten Pflege betrachtet werden. Die Ergebnisse fließen in Vorschläge für einen erfolgreichen Praxistransfer soziotechnischer Arrangements in die Unternehmensentwicklung ein. Auch wird das Ziel verfolgt, Ideen und Kriterien für eine professionelle Beratung durch Sozialarbeiter:innen zur Unterstützung individueller Versorgungssettings zu erstellen.
Judith Bühler, Dr. Katja Girschik, Lorenz Biberstein, Maria Kamenowski (ZHAW Soziale Arbeit), Giulia Reimann (Eidgenössische Kommission gegen Rassismus)
Der Workshop behandelt digitale Exklusion von Menschengruppen durch destruktives Verhalten wie Silencing, Trolling und Cyber Hate Speech. Mögliche Handlungsstrategien der Sozialen Arbeit gegen dieses Verhalten werden ebenfalls diskutiert.
Silencing beschreibt, wie Menschen durch Unterdrückung, Diskriminierung, Mobbing, Hass und Einschüchterung zum Verstummen gebracht werden, oft bezogen auf Merkmale wie bspw. Hautfarbe, Nationalität, Geschlecht, usw. Durch gezielte Angriffe und Provokation im Netz (Trolling) werden einerseits marginalisierte Personen selbst, aber auch soziale Organisationen und Einzelpersonen, die Adresssat:innen in der gesellschaftlichen Partizipation unterstützen, in ihrer Arbeit eingeschränkt. Die betroffenen Personen und Organisationen werden im Netz systematisch angegangen, bis sie aus Angst vor virtuellen und analogen Übergriffen verstummen. Dies schränkt das Grundrecht der freien Meinungsäusserung ein und reduziert die Meinungsvielfalt im digitalen Raum, der als wichtiger Kommunikationsraum für marginalisierte Menschen gilt, um sich selbst «Gehör zu verschaffen. Die negativen Effekte auf die Meinungsbildung, (politische) Kultur und Demokratie sind dabei erheblich.
In der Zusammenarbeit mit der EKR legen wir in diesem Workshop den Fokus auf unterschiedliche Formen von Rassismus und Diskriminierung. Der Workshop gliedert sich in drei Phasen:
Sonja Roth (Verein HitProducer)
Der Verein HitProducer – mobiles Tonstudio arbeitet an den Schnittstellen der Sozialen Arbeit und Digitalität mit ihren Projekten, wobei sie Musikproduktionsworkshops mit sozialen Institutionen und Jugendlichen in schwierigen Situationen durchführen. Dabei arbeiten sie hauptsächlich digital mit Musiksoftwares, wobei Jugendliche auch ohne Vorkenntnisse ihre eigenen Beats und Musik aufnehmen können.
Im Rahmen des Pilotprojektes AmpliFire, welches sich an junge Menschen am Übergang von der Schule in die Berufswelt richtet, wird eine externe Evaluation (dies macht Interface GmBH) durchgeführt. Darin wird speziell die Arbeit mit Multiplikator:innen und Peer-to-Peer-Education thematisiert, was für HitProducer noch ein relativ neuer Ansatz ist.
Im Rahmen des Workshops bieten wir einen kurzen Einblick in die digitale Musikproduktion, und wie Jugendliche bei uns lernen, ihre eigenen ersten Beats und Loops aufzunehmen. In einem zweiten Schritt wird diskutiert, was kulturelle Bildung speziell bei Menschen in schwierigen Situationen bewirken kann. Hierfür werden Praxisbeispiele eingebracht und gemeinsam diskutiert.
Annina Indermühle, Beat Habegger (inklus.io)
Digitale Technologien können Sozialarbeitenden administrative Aufgaben und den Umgang mit großen Informationsmengen erleichtern. Sie können Möglichkeiten eröffnen, Klient:innen oder Programmteilnehmenden mehr Verantwortung zu übertragen und ihre Partizipation zu stärken. Dafür müssen die digitalen Tools genau auf die Nutzer:innen und die Rahmenbedingungen, in denen sich diese bewegen, abgestimmt sein. Diese Abstimmung gelingt mit einem menschenzentrierten Vorgehen, das konsequent die Bedürfnisse der Sozialarbeitenden und der Klient:innen bzw. Teilnehmenden ins Zentrum stellt, und auf dieser Basis auch organisationale Entwicklungsfragen thematisiert. Dazu gehören z.B. Fragen nach dem Menschenbild der Organisation oder nach Haltung und Rolle der Fachkräfte in der Zusammenarbeit mit Klient:innen.
Im Workshop werden wir einleitend anhand von zwei Beispielen aus der Praxis von inklus.io aufzeigen, wie Digitalisierungsvorhaben ausgehend von der Perspektive der Nutzer:innen angegangen und umgesetzt werden können. Bei den Beispielen handelt es sich um ein Digitalisierungsprojekt im Kontext der Arbeitsintegration, sowie um ein Vorhaben zur Optimierung der Fallführung im Rahmen der Integrationsagenda. Im Anschluss daran bearbeiten wir gemeinsam mit den Workshopteilnehmenden und mit Methoden aus unserer menschenzentrierten Toolbox Fragen, die sich aus einem an den Bedürfnissen der Nutzer:innen orientierten Vorgehen ergeben. Die Workshopteilnehmenden erhalten so einen Einblick in die Praxis der menschenzentrierten Prozessgestaltung und Methodik. Zudem setzen sie sich anhand von Praxisbeispielen oder eigenen Erfahrungen mit dem Spannungsfeld zwischen dem Veränderungspotenzial digitaler Tools und der Veränderungsbereitschaft von Organisationen und Fachkräften der Sozialen Arbeit auseinander.
Prof. Maël Dif-Pradalier, Dr. Thomas Jammet, Prof. Béatrice Vatron-Steiner, Prof. Jean-François Bickel (Haute école de travail social Fribourg (HETS-FR))
La crise sociale et sanitaire liée à la pandémie de Covid-19 a révélé le caractère désormais incontournable des dispositifs numériques dans de nombreux secteurs d’activités, parmi lesquels celui du travail social. La fermeture des bureaux et le passage généralisé au télétravail ont confronté les organisations à la nécessité de travailler à distance avec leurs publics, imposant une « obligation de maîtrise » (Mazet, 2017 : 45) des outils numériques aux professionnel·les autant qu’aux bénéficiaires. Ces dernières années, cette obligation de maîtrise s’est vue encore renforcée par le rapide déploiement des dispositifs cyberadministratifs et par le rétrécissement des autres voix d’accès aux services administratifs. Constatant un manque souvent important de compétences numériques de base chez leurs usager·es, de nombreuses organisations ont commencé à mettre sur pied des initiatives destinées à faciliter l’acquisition de ces compétences, pour augmenter le pouvoir d’agir des personnes accompagnées.
Cet atelier souhaite dresser un premier panorama des pratiques de médiation numérique, visant à « soutenir les individus vers l’autonomie dans la compréhension et les usages des technologies, services et médias numériques » (Granjon, 2022 : 31) à des fins administratives, qui émergent en Suisse latine (Romandie et Tessin). Qu’il s’agisse de mettre à disposition du matériel informatique fonctionnel ou d’organiser des formations dédiées à la compréhension des démarches administratives en ligne, l’atelier fera dialoguer des professionnel·les de terrain engagé·es dans des actions de médiation numérique et des chercheur·euses intéressé·es à la thématique, pour établir un état des lieux et identifier des pistes de développement.
Dr. Marion Pomey (ZHAW Departement Soziale Arbeit)
Im Panel sollen Einblicke in zwei empirische Studien verdeutlichen, inwieweit die in den Einrichtungen lebenden jungen Menschen wie auch die dort tätigen Fachkräfte mit Digitalisierung und Digitalität im sozialpädagogischen Alltag konfrontiert sind, welche Herausforderungen sich im Umgang miteinander ergeben und wie die Organisationen darauf reagieren. Im Fokus stehen dabei neben Teilhabemöglichkeiten und Ungleichheiten auch Fragen zu Kinderrechten und -schutz.
Zunächst zeigt Marion Pomey, wie digitale Medien aus Sicht der Kinder und Jugendlichen das Wohlbefinden beeinflussen und inwiefern sie dabei auch vulnerabel werden. Die empirische SNF geförderte Studie „Vulnerabilität und Well-being in der Kindheit» erforscht die Sicht von gut 30 Kindern und Jugendlichen in stationären Hilfen der Erziehung und gibt Einblicke in die Bedeutung digitaler Räume für fremduntergebrachte Kinder und Jugendliche. Der Beitrag beschäftigt sich auch mit den Fragen, wie Kinder und Jugendliche digitale Medien in ihrem Alltag nutzen und inwiefern digitale Medien eine Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten bieten oder sie in prekäre Situationen bringen. Daher werden auch Themen wie Schutz und Reglementierung aus Sicht der Kinder und Jugendlichen sowie Befähigung zu medienkompetentem Handeln vorgestellt
André Wessel (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur GMK)
Im Projekt „DigiPäd 24/7 – Digitalisierung in Heimen und Internaten“, von dem André Weßel berichtet, wurden u. a. gemeinsam mit kooperierenden Einrichtungen Digitalisierungsprozesse und digitales Medienhandeln vor Ort untersucht. Das Erkenntnisinteresse richtete sich dabei, ausgehend von den verschiedenen Formen des Digital Divide und der Annahme, dass eine fehlende oder eingeschränkte digitale Teilhabe auch die soziale Teilhabe junger Menschen begrenzt, auf die bisherige Ausgestaltung des analog-digitalen Alltags in stationären Einrichtungen und die damit einhergehenden Handlungsbedarfe. Eingehend in den Blick genommen wurde vor allem das komplexe Kommunikations-, Beziehungs- und Regelgeflecht, das sich über unterschiedliche Bildungskontexte wie z. B. Familie, Schule, Einrichtung und Peerbeziehungen aufspannt. In Ergänzung zum ersten Vortrag rückt im Beitrag von André Weßel die Perspektive der Fachkräfte in den Fokus, die im Zuge des tiefgreifenden medialen Wandels mit sich verändernden Handlungsfeldern, neuen Problemlagen und auch Aufgaben konfrontiert sind. Im Vortrag werden aus der empirischen Studie abgeleitete Handlungsstrategien der Fachkräfte skizziert und diskutiert, die Hinweise zu ihrem Umgang mit den jungen Menschen im Kontext von deren hybriden On-/Offline-Lebenswelten geben.
Prof. Dr. Martina Hörmann (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
Digitale Formate haben in der Beratung in der Sozialen Arbeit an Bedeutung gewonnen (Hörmann et al. 2023, Hörmann & Engelhardt 2022). Dabei steht Blended Counseling besonders im Fokus, weil der systematische Mix von digitalen und analogen Kommunikationssettings dazu beitragen kann Beratungsprozesse individueller, flexibler und bedarfsorientierter zu gestalten (Hörmann 2022).
Welche Kompetenzen brauchen Sozialarbeitende dafür? Wie kann Lebensweltorientierung und Teilhabe in der Beratung konkretisiert werden? Dazu werden zwei Kompetenzmodelle vorgestellt und diskutiert.
Das erste Modell konkretisiert notwendige Kompetenzen für eine erfolgreiche Umsetzung von Blended Counseling (Camenzind et al. 2023). Im zweiten Modell werden digitale Kompetenzen formuliert, die Studierende im Verlauf ihres Studiums der Sozialen Arbeit entwickeln sollen (Weber et al. 2024). Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie es gelingen kann dafür die Voraussetzungen zu schaffen, sodass digitale Kompetenzen zukünftig als selbstverständlichen Bestandteil sozialarbeiterischer Professionalität gesehen werden.
Prof. Emily Engelhardt (Hochschule München)
Der zweite Beitrag des Panels beleuchtet die Integration von KI-Technologien und Chatbots in den Blended Counseling-Prozess. Wie können KI-Technologien und Chatbots genutzt werden, um die Beratungsarbeit zu unterstützen, die Interaktionen zu bereichern und den Beratungsprozess insgesamt effizienter und zugänglicher zu gestalten? Der Fokus liegt dabei auf dem Zusammenspiel von menschlicher Empathie und technologischer Innovation, um ein erweitertes Modell des Blended Counseling zu formen.
Im Blended Counseling spielen persönliche Gespräche und die individuelle Beziehung zwischen Berater:in und Klient:in nach wie vor eine zentrale Rolle. Können diese Elemente durch digitale Technologien ergänzt und erweitert werden, ohne die Essenz der menschlichen Interaktion zu verlieren? Hierzu werden Beispiele vorgestellt, wie digitale Plattformen und Kommunikationstools genutzt werden können, um die Zugänglichkeit und Flexibilität von Beratung zu verbessern und gleichzeitig einen sicheren Raum für Ratsuchende zu schaffen.
Wie können KI-basierte Systeme dazu beitragen, den Beratungsprozess zu personalisieren und bedarfsorientiert zu gestalten? Wenn Chatbots Erstgespräche führen, Routineanfragen bearbeiten oder unterstützende Informationen bereitstellen, kann dies Beratende entlasten und ihnen ermöglichen, sich auf komplexere Beratungsgespräche zu konzentrieren. Hierzu müssen jedoch auch ethische und datenschutzrechtliche Überlegungen, die mit dem Einsatz von KI in der Beratung einhergehen, beachtet werden (Engelhardt 2023).
Melanie Germann (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
Das Interesse am Einsatz von Open Educational Resources (OER) in der Hochschullandschaft ist gross. Mit der Bereitstellung von Bildungsmaterialien auf einer digitalen, für alle offen zugänglichen Wissensplattform werden neue Praktiken der partizipativen Wissensproduktion und -verwendung gefördert (Mayrberger 2014) und kollaborative Arbeitsweisen zwischen Praxis und Hochschule unterstützt. Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW hat im Rahmen der Weiterentwicklung des Studienganges Soziale Arbeit im 2021 die Erstellung und Verwendung von OER als Projektziel gesetzt. Das Hauptziel besteht darin, die Erstellung von offenen und fachlich hochwertigen OER der Sozialen Arbeit für die geplante schweizweite Wissensplattform (Switch OER) zu erstellen. Die Entwicklung von OER zu den Themen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht; Menschenwürde, Kritischer Diskurs und systemtheoretisches Paradigma erfolgt dabei in fünf hochschulübergreifenden Arbeitsgruppen mit Expert:innen aus der Hochschule und der Praxis der Sozialen Arbeit.
Die gesammelten Erfahrungen rund um die Erstellung von OER werden durch die Teilnehmenden reflektiert und für die Angeboten zur Unterstützung der Kompetenzentwicklung weitergenutzt. Schliesslich werden die produzierten OER mittels der neuen Wissensplattform Switch OER einem breiten Kreis von Interessierten über die Grenzen der Hochschule hinaus zugänglich gemacht. Die neue Wissensplattform stellt ein entscheidendes Instrument der Kooperation und des Austausches von offenem Wissen zwischen Lehrenden, Studierenden und Vertreter:innen aus der Praxis der Sozialen Arbeit dar. In dieser Weise leistet das Projekt mit den gemeinsam produzierten OER nicht zuletzt einen signifikanten Beitrag zu einer neuen Kultur des Teilens, „a new culture of sharing“ (Brown und Adler 2008, S. 18) von Wissen, die zunehmend als eines der wesentlichsten Innovationspotentiale der OER-Verwendung verstanden wird – für die Hochschule und die Praxis der Sozialen Arbeit.
Patrick Wegmüller, Kathrin Leitner (Hochschule Luzern – Soziale Arbeit), Annina Blaas, Patrick Traxel (Hochschule Luzern – Technik & Architektur)
Der Beitrag gibt Einblicke in Methoden und Ergebnisse eines interdisziplinären Projekts an der Hochschule Luzern, welches eine Kooperation der Departemente Technik & Architektur und Soziale Arbeit darstellt, gefördert durch den Interdisziplinären Themencluster (ITC) Digitale Transformation der Arbeitswelt. Das Ziel des Projekts ist die Adaption des Roboterhunds Go1 von Unitree als Assistenzroboter, um Mensch-Roboter-Interaktionen für unterschiedliche Zielgruppen und Szenarien zu ermöglichen und zu erforschen.
Der Beitrag fokussiert auf die sozio-technische Entwicklung und erste Evaluationsergebnisse von Interaktionsszenarien unter dem Aspekt der Akzeptanz mittels Faktoren der Usability & User-Experience. Im Zentrum steht hierbei die Fragestellung, wie ein Roboterhund und sein Verhalten gestaltet werden können, um eine Interaktion mit Menschen und einen gesellschaftlichen Nutzen zu fördern.
Im Beitrag wird zunächst eine kurze Einführung in das interdisziplinäre Projekt gegeben, wobei die Bedeutung und die Zusammenarbeit zwischen den Departementen Technik & Architektur und Soziale Arbeit hervorgehoben wird. Besonderes Augenmerk liegt auf der Erläuterung der Methodenwahl zur Entwicklung der Interaktionsszenarien. Anschließend werden die technischen Aspekte der Interaktionsszenarien des Roboterhunds beschrieben, begleitet von einer interaktiven Demonstration, um die Funktionalitäten und Einsatzmöglichkeiten des Roboterhunds zu illustrieren. Weiterhin wird auf die sozialen Dimensionen des Projekts eingegangen, mit einem Fokus auf Ästhetik, gesellschaftlichem Mehrwert sowie den Bedenken und Herausforderungen im weiteren Entwicklungsprozess. Der Beitrag schließt mit einer Frage-und-Antwort-Runde, die darauf abzielt, Diskussionen anzuregen und Rückmeldungen zu erhalten.
Dre. Maëlle Meigniez, Séverine Roy (Haute école de travail social et de la santé Lausanne HETSL)
La contribution d’assistance de l’assurance-invalidité suisse vise le maintien à domicile des personnes en situation de handicap, par l’engagement d’assistant·e·s comme aides à domicile pour effectuer certaines tâches : actes de la vie quotidienne, tenue du ménage, garde d’enfants, accompagnement pour des activités professionnelles, de formation ou de loisirs, veille de nuit, etc.
La mise en œuvre de cette prestation sociale impose à la personne bénéficiaire de devenir employeuse des assistant·e·s engagé·e·s pour l’aider, avec les démarches administratives que cela implique : recrutement, décomptes et déclaration de salaires, affiliation aux assurances sociales, etc. Les difficultés engendrées par ces démarches et notamment la multiplication de plateformes numériques en lien avec les institutions compétentes (office cantonal des impôts, caisse de compensation, caisse de pensions, assureur-accidents, etc.) entraînent des inégalités à différents niveaux.
Dans ce contexte, un projet collaboratif vise à étudier la possibilité de créer un outil numérique innovant permettant de surmonter certains obstacles dus aux actuelles contraintes légales, administratives et techniques en vigueur. En centralisant les démarches et en les rendant accessibles en fonction de différents types de handicap (notamment visuel, auditif, physique), cette innovation, à la fois technologique et sociale, renvoie aux enjeux du travail social en termes d’accès au droit et d’exercice de l’autonomie pour les bénéficiaires, tout en déchargeant les proches qui sont très sollicité.es. Par ailleurs, elle devrait répondre aux enjeux que soulève l’intervention des associations de soutien dans le domaine du handicap qui joue un rôle très important dans la mise en œuvre de cette prestation et dans l’accomplissement de ces démarches administratives. Ce projet, actuellement en cours de réalisation, est porté par une équipe interdisciplinaire (sociologie, droit, informatique) qui inclut également des bénéficiaires et un professionnel.
Prof. Myrian Carbajal (Haute école de travail social Fribourg HETS-FR)
En raison de leur position sociale vulnérable en termes de sexe, de race, de classe, de citoyenneté, les femmes migrantes travailleuses domestiques ont été parmi les populations les plus touchées par la pandémie de Covid-19. De plus, les quelques subventions publiques et privées disponibles pendant la pandémie de Covid-19 ont été soumises à des restrictions légales et, dans certains cas, à des obstacles liés à la dématérialisation des services publics. Cette situation a probablement renforcé les inégalités en privant les travailleuses domestiques de l’accès au filet de sécurité sociale.
De nombreuses études ont souligné la dimension problématique de la dématérialisation des services publics en matière d’accès aux droits, en particulier pour les plus vulnérables (Koubi, 2013 ; Kesteman, 2020). Les résultats préliminaires de notre recherche en cours, qui étudie les effets de la pandémie sur la vie des employées de maison migrantes en Suisse (Carbajal, Chimienti et al., 2023), suggèrent que nombre d’entre elles n’ont pas pu faire usage de leurs droits en raison de la fermeture temporaire des services sociaux. En outre, plusieurs d’entre elles ont dû adapter leurs modes d’interaction avec les professionnel·le·s du social (rendez-vous virtuels, courriels, etc.), ce qui n’a pas été facile ou a constitué un obstacle supplémentaire à l’accès aux informations. Dans cette communication, nous visons à analyser les effets de la dématérialisation des services publics pendant la pandémie de Covid-19 sur la vie des travailleuses domestiques migrantes en termes d’accès aux prestations sociales et de santé. Cette contribution se base sur des entretiens semi-structurés avec des représentant·e·s des autorités politiques et des organisations de soutien dans quatre villes suisses (Zurich, Berne, Fribourg et Genève) et sur une première série d’entretiens narratifs avec des travailleuses domestiques.
Prof. Dr. Volker Jörn Walpuski (Evangelische Hochschule Freiburg im Breisgau)
Der Beitrag stellt anhand empirischen Materials aus Jugendämtern vor, wie Digitalisierungsprozesse mit spezifischer Software insbesondere im Feld des Kinderschutzes zu Formen der Deprofessionalisierung führen. Er nimmt damit Digitalisierungsprozesse in einem gemeinwohlorientierten Feld der Arbeitswelt vor dem Hintergrund von Professionstheorien in den Fokus. Denn an der Schnittstelle einer hochemotional besetzten gesellschaftlichen Frage (Kinderschutz), Fachkräftemangel und finanzieller Überforderung von Kommunen versprechen die Digitalisierungsprozesse eine Exkulpationsstrategie der Organisation, Effizienzgewinne, die Kompensation des Fachkräftemangels, eine Datengenerierung für politische Steuerungsprozesse und – in Form der Predictive Child Protection – auch Qualitätsgewinne. Damit soll zur Frage, wie die digitale Transformation sozial vorbereitet, technisch ermöglicht, diskursiv ausgehandelt sowie gesellschaftlich bewältigt wird, beigetragen werden.
Kindeswohl und Kinderschutz werden durch Digitalisierungsprozesse zu standardisierten Prozessen, die sich scheinbar kontrollieren und steuern lassen. Die Arbeit wird dafür stärker strukturiert, muss aufwändiger dokumentiert werden, und Kontrolle erfolgt nicht mehr in Formen kollegialer Beratung. Sozialarbeiter:innen werden durch diese Digitalisierungsprozesse getrieben und unter ein tiefgreifendes und wirkmächtiges bürokratisches Regime gestellt. Sie büßen ihre (semi-)professionelle Souveränität ein – nicht zuletzt zur Kompensation der hohen arbeitsbedingten psychischen Belastungen im kollegialen Sozialkontakt. Letztlich führt dies zu einer Deprofessionalisierung und Qualitätsminderung im Kinderschutz und zu einer Überforderung der Fachkräfte, die die maschinellen Anforderungen nie ausreichend erfüllen. Darüber hinaus reduziert die Standardisierung innerorganisationale Aushandlungsprozesse und befördert damit zusätzlich Prozesse der Entdemokratisierung.
Anna Zoss, Jonas Bischof, Dr. Lukas Neuhaus (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
Als Kernelement professionellen Handelns gilt das professionelle Ermessen. Aufgrund der Einzelfallorientierung professionalisierter Tätigkeit wird diese als im Grundsatz nicht standardisierbar angesehen, sodass den Professionellen bei Ihrer Entscheidungsfindung weitgehende Autonomie zukommt (Oevermann, 2013). Dies gilt auch für Professionelle der Sozialen Arbeit, die im Rahmen ihrer Tätigkeit somit über einen wesentlichen Anteil an autonomem Ermessen verfügen.
Im Zuge unterschiedlicher Tendenzen der Verregelung und Standardisierung in Organisationen scheinen die Ermessensspielräume der Professionellen gegenwärtig jedoch einem Wandel ausgesetzt zu sein (Ponnert & Svensson, 2016). Dabei ist fraglich, inwiefern solche organisationalen Veränderungen dazu führen, dass Ermessensentscheidungen in ihrem Grundsatz bedroht sind oder sich die jeweiligen Spielräume lediglich verschieben.
Gerade unter dem Vorzeichen der Digitalisierung erlangt diese Fragestellung Relevanz. Die Implementation digitaler Technologien in Feldern der Sozialen Arbeit hat Auswirkungen auf Handlungs- und Kommunikationsweisen der Professionellen sowie auf organisationale Rahmenbedingungen (Wunder, 2021). Es ist zudem davon auszugehen, dass der jeweilige Habitus der Professionellen den Umgang mit diesen Neuerungen massgeblich beeinflusst. Während nun die vielfältigen Formen und Folgen digitalisierter Dienstleistungserbringung diskursiv bereits intensiv beleuchtet werden (z.B. in Kutscher et al., 2020), bleibt derzeit noch im Dunkeln, wie es um den tatsächlichen Einsatz digitaler Technologien bestellt ist.
Der Beitrag geht daher auf die faktische Nutzung digitaler Technologien in Feldern der Sozialen Arbeit und deren Folgen für das professionelle Ermessen ein. Dazu werden erste Ergebnisse aus der Bewährungshilfe präsentiert, die innerhalb eines Forschungsprojekts zur Auswirkung technischer Standardisierungen auf den Ermessensspielraum erarbeitet wurden.
Dr. Linda Maack, Leoni Vollmar (Freie Universität Berlin)
Die Bedeutung von Organisationen Sozialer Arbeit in der Bearbeitung von (Un-)Gerechtigkeiten in ungleichheitsgeprägten Gesellschaften scheint schier eine naturgegebene Selbstverständlichkeit. So kann als Grundparadigma der Sozialen Arbeit die Orientierung an Prinzipen sozialer Gerechtigkeit (DBSH 2016) und die organisationale Ermöglichung von Teilhabe ihrer Adressat:innen in multiplen, von Ungerechtigkeit geprägten Problemlagen festgelegt werden. Organisationen der Sozialen Arbeit sind damit auch immer als organisationale Ausgestaltung pädagogischen Handelns (Schröer/Wolff 2018) im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse [zu] begreifen, welche insbesondere durch soziale Differenz- und Ungleichheitslinien gerahmt und konstituiert sind. Zugleich stellt Digitale Ungleichheit als gesellschaftliche Dynamik zunehmend eine neue Anforderung für die Soziale Arbeit dar (Iske/Kutcher 2020). Nicht nur sind ihre Adressat:innen bereits von benachteiligenden sozialen Lagen betroffen, gleichermaßen verändert die Digitalisierung auch Handlungsspielräume grundlegend und definiert Mechanismen sozialer Positionierung und soziostruktureller Merkmale neu (Maack/Vollmar 2023).
Der Beitrag zeigt aus einer organisationspädagogischen Perspektive, dass Digitalisierung als Treiber verstanden werden kann, der soziale Ungleichheit auf mehreren Ebenen produziert und diese in ihrer organisationalen Bearbeitung zunehmend komplexer gestaltet. Digitale Ungleichheit ist hier Anlass zur Betrachtung struktureller Aushandlungs- und Lernprozesse professionellen Handelns in Organisationen, die sowohl organisationale Neuordnung hervorbringen (Reinhardt 2020) als auch soziale Ungleichheit reproduzieren und verstärken können. Ziel des Vortrags ist daher, die Komplexität Digitaler Ungleichheit in ihrer Vielschichtigkeit zu durchdringen und dessen Bearbeitung und Reflexion als einen Anlass organisationalen Lernens (Göhlich 2018) zu fassen.
Loïc Gervais
Die digitale Transformation unserer Gesellschaft ist eine der grössten Ungerechtigkeiten der Gegenwart. In Frankreich verfügen rund 7 % der Bevölkerung keinen Internetzugang, und 30 % derjenigen, die über einen Internetzugang verfügen, haben Schwierigkeiten mit der Digitalisierung. Vulnerable Personen, Menschen mit Behinderungen, Senioren und Seniorinnen und Sozialhilfebeziehende sind die Bevölkerungsgruppen, die am weitesten vom Digitalen entfernt sind. Zu ihren sozialen, finanziellen und kognitiven Schwierigkeiten kommen digitale Schwierigkeiten hinzu. Die Digitalisierung verstärkt die Ungleichheiten, indem sie zum einzigen Zugang zu öffentlichen Diensten, zum Arzt, zum Schulbesuch der Kinder und sogar zur Ausübung der Staatsbürgerschaft wird.
Seit mehr als 20 Jahren begleiten digitale Mediatorinnen und Mediatoren die Zielgruppen bei der Nutzung, den Herausforderungen und dem Einsatz digitaler Werkzeuge. Der Beruf hat eine zunehmend soziale Dimension angenommen, wodurch die berufliche Haltung und die Begleitungswege der Zielgruppen neu hinterfragt werden. Von der Verringerung der «digitalen Kluft» bis hin zu Strategien der Inklusion begleitet die digitale Mediation den Wandel der Berufspraktiken und die Veränderung der sozialen Berufe. Loïc Gervais wurde 2005 zum digitalen Mediator. Er hat Zehntausende von Bürger:innen bei der Nutzung des Digitalen im Alltag begleitet. Er war 12 Jahre lang Autor des Blogs mediateurnumerique.org, auf dem er in über 350 Artikeln die Herausforderungen dieses Berufs dokumentierte. Zudem hat er auch an mehreren Arbeiten zur digitalen Inklusion in Frankreich mitgewirkt. Er leitet heute die Strategie zur digitalen Inklusion des Departements Haute-Savoie. Er wird den Beruf des digitalen Mediators/der digitalen Mediatorin und seine Entwicklung vorstellen.
Loretta Walther (Berner Fachhochschule)
Armutsbetroffene Personen sind besonders stark vom sozialen Ausschluss betroffen (Huster et al., 2018). Mit den stetigen digitalen Entwicklungen besteht weiter die Gefahr, dass sie auch eine Ausgrenzung aus der digitalen Welt erleben. Vulnerable Personengruppen führen insbesondere den Mangel an eigenen Medien- und Computerkenntnissen als Grund für die Nicht-Nutzung von digitalen Möglichkeiten auf (Chiapparini et al., 2023). Weiter wird deutlich, dass sie durch die stärkere soziale Isolation persönliche Kontakte den digitalen vorziehen (Richter & Hoffmann, 2017). Hier setzt das aktuelle Projekt «Digitalisierung – partizipative Entwicklung nachhaltiger Wissensvermittlung» an.
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, die Bedürfnisse armutsbetroffener Personen bezüglich Digitalisierung zu ermitteln, um in Zusammenarbeit von armutsbetroffenen Personen, Fachpersonen der Sozialen Arbeit sowie der Informatik und Technologie Lösungsansätze für eine nachhaltige und soziale Wissensvermittlung zu generieren. Hierzu dient ebenfalls die Prüfung des Peer-Ansatz, der sich in Praxisprojekten der Armutspolitik (Chiapparini et al. 2020) und in Forschungen zur Migration oder Psychiatrie bereits bewährt hat (Abi Jumaa et al., 2020; Utschakowski et al. 2015). Das Projekt wird mittels leitfadengestützter qualitativer Interviews (Helfferich, 2014) mit armutserfahrenen Personen sowie Fachpersonen des Vereins «Surprise» in Basel, Bern und Zürich zu ihren subjektiven Bedürfnissen, Herausforderungen und Ideen in Bezug auf die Thematik gestartet und die Daten gemäss der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Kuckartz, 2018). Die Befunde werden in einem Workshop mit armutserfahrenen Personen diskutiert und technologische Lösungen entwickelt. Damit wird eine Grundlage für ein konkretes Angebot für eine nachhaltige Wissensvermittlung im Bereich Digitalisierung für armutsbetroffene Personen (bspw. digitales Trainingsmaterial oder Peer-to-Peer-Learning) geschaffen.
Mélissa Monnier
Cette présentation offre un regard approfondi sur le processus d’élaboration d’une stratégie numérique institutionnelle à la Haute école de Travail social de Genève (HETS-GE), dirigé par Mélissa Monnier lors du semestre d’automne 2023. Dans le contexte des défis posés par les transformations numériques résultant de l’accélération vécue durant la pandémie de Covid-19, cette démarche participative a cherché à répondre aux besoins divers des membres de l’établissement. Elle a impliqué une consultation étendue avec le personnel administratif et technique, le personnel enseignant et de recherche, ainsi qu’avec le corps estudiantin. En s’appuyant sur les théories des fractures numériques, l’intervenante a adopté une approche imagée pour illustrer les enjeux complexes liés au numérique dans les différents aspects de la vie quotidienne au sein de l’établissement.
Cette approche a permis de faire le point sur les enjeux posés par le numérique dans le contexte académique et institutionnel ainsi que de mieux cerner les besoins et les attentes des différentes parties prenantes. La présentation mettra en lumière le processus du projet ainsi que la méthodologie adoptée pour le mener à bien. Elle s’attardera également sur les différents éléments à prendre en compte pour un projet de stratégie numérique institutionnelle spécifique au domaine du travail social. Enfin, elle explorera les solutions envisagées et proposées par les membres de l’institution pour soutenir une utilisation responsable et éthique du numérique, en cohérence avec les valeurs et aspirations du travail social. Pour promouvoir l’inclusion numérique et le numérique responsable dans nos sociétés, commençons par penser et panser les fractures numériques au sein de nos institutions dans le domaine du travail social.
Flavie Lemay (Université de Montréal)
Les médias sociaux semblent s’imposer de plus en plus dans les processus de socialisation professionnelle (Bedford, 2019 ; Sage et al., 2021). Ils sont actuellement présents au sein de diverses disciplines, passant du management, à l’éducation, jusqu’aux professions de la santé (Lemay et al., 2023). Ceux-ci peuvent être des espaces propices au développement des savoirs, aux réflexions critiques, à l’entraide professionnelle, au partage d’expériences, etc. (Gandy-Guedes et al., 2016 ; Kasperiuniene et Zydziunaite, 2019 ; Ruan et al., 2020). Mais que sait-on de ces usages dans le domaine du travail social ?
Cette communication a pour but de présenter les résultats préliminaires du projet de thèse de l’autrice, en répondant à la question suivante : Quel est le sens derrière les usages de groupes d’échange entre pairs par les travailleuses sociales au Québec ? Pour ce faire, nous avons procédé à l’observation de 247 publications et avons réalisé des visites commentées (entretiens semi-directifs et visite commentée des activités en ligne) avec 14 travailleuses sociales au Québec. Les données recueillies ont été analysées de manière qualitative, semi-inductive. Nous discuterons des formes que peuvent prendre l’usage de ces groupes, ainsi que les logiques d’action derrière ces derniers (Jauréguiberry et Proulx, 2011). Finalement, nous discuterons de la question de la prudence en ligne pour les travailleurs sociaux et présenterons une typologie réalisée à la suite de l’analyse des données des entretiens.
Prof. Myrian Carbajal (Haute école de travail social Fribourg HETS-FR)
En raison de leur position sociale vulnérable en termes de sexe, de race, de classe, de citoyenneté, les femmes migrantes travailleuses domestiques ont été parmi les populations les plus touchées par la pandémie de Covid-19. De plus, les quelques subventions publiques et privées disponibles pendant la pandémie de Covid-19 ont été soumises à des restrictions légales et, dans certains cas, à des obstacles liés à la dématérialisation des services publics. Cette situation a probablement renforcé les inégalités en privant les travailleuses domestiques de l’accès au filet de sécurité sociale.
De nombreuses études ont souligné la dimension problématique de la dématérialisation des services publics en matière d’accès aux droits, en particulier pour les plus vulnérables (Koubi, 2013 ; Kesteman, 2020). Les résultats préliminaires de notre recherche en cours, qui étudie les effets de la pandémie sur la vie des employées de maison migrantes en Suisse (Carbajal, Chimienti et al., 2023), suggèrent que nombre d’entre elles n’ont pas pu faire usage de leurs droits en raison de la fermeture temporaire des services sociaux. En outre, plusieurs d’entre elles ont dû adapter leurs modes d’interaction avec les professionnel·le·s du social (rendez-vous virtuels, courriels, etc.), ce qui n’a pas été facile ou a constitué un obstacle supplémentaire à l’accès aux informations. Dans cette communication, nous visons à analyser les effets de la dématérialisation des services publics pendant la pandémie de Covid-19 sur la vie des travailleuses domestiques migrantes en termes d’accès aux prestations sociales et de santé. Cette contribution se base sur des entretiens semi-structurés avec des représentant·e·s des autorités politiques et des organisations de soutien dans quatre villes suisses (Zurich, Berne, Fribourg et Genève) et sur une première série d’entretiens narratifs avec des travailleuses domestiques.
Nicole Danis (Discherheim), Luzia Hofstetter (arkadis)
Freunde finden, sich vernetzen und seine Freizeit aktiv und autonom gestalten gehört zum Bedürfnis aller Menschen. Soziale Medien sind diesbezüglich ein wichtiger Teil der Gesellschaft geworden. Die Nutzung sozialer Netzwerke stellt jedoch Menschen mit Beeinträchtigungen vor massive Herausforderungen. Sprachliche und kommunikative Hindernisse, Komplexität, fehlende Privatsphäre, Cyber Mobbing und Diskriminierung wirken abschreckend, überfordernd oder verhindern den Zugang komplett. Mit plimplom haben wir in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung eine Plattform entwickelt, welche sich dieser Probleme annimmt. Dabei stützen wir uns auf die UN-BRK, das Recht auf Selbstbestimmung, Mitgestaltung des eigenen Lebens sowie dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Für die Entwicklung des Designs haben wir die Methode Design-Thinking-Workshops, basierend auf Interviews der Nutzer:innen genutzt und die einzelnen Anwendungen mit Usability Tests überprüft. Weiter ist die Plattform auf der Basis der Unterstützter Kommunikation aufgebaut und bietet dadurch Kommunikationsmöglichkeiten für verschiedene Bedürfnisse der Nutzer:innen. Eine erste Version wird im 1. Semester 2024 online gehen.
Im Workshop präsentieren wir die Plattform gemeinsam mit Nutzer:innen. Wir zeigen den Entstehungsweg von der Idee bis zur aktuellen Situation der 1. Testversion auf. Dabei erhalten die Teilnehmenden Gelegenheit, die Plattform selbst auszuprobieren, Fragen zu stellen und mit uns in die Diskussion zu gehen. Für den Workshop bitten wir Sie, ein Smartphone, Tablet oder Laptop mitzunehmen.
Joshua Weber (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW), Prof. Dr. Thomas Ley (Hochschule Osnabrück), Konstantin Rink (Hochschule Bielefeld)
Das Dokumentieren mit Fachsoftware gehört in der Sozialen Arbeit zum Alltagsgeschäft. In der sozialarbeitswissenschaftlichen Aufarbeitung sieht sich diese Tätigkeit des Dokumentierens verschiedener Kritik ausgesetzt. Argumentiert wird bspw., dass sie vordergründig steuerungslogische und weniger sozialarbeiterische Bedürfnisse bediene (Merchel/Tenhaken 2015), dass die mit ihr verbundene data work zeitaufwendig und eine Form unsichtbarer Arbeit sei (Büchner/Gall 2023) oder, dass das Dokumentieren ohne wirklichen Einbezug der Adressat:innen stattfinde (Hrdlicka 2020). An solchen Einschätzungen lässt sich ein Bedarf einer fachlichen Weiterentwicklung der Dokumentationstätigkeit in der Sozialen Arbeit festmachen. Verkürzt wäre es jedoch, die Stellschraube für eine solche Entwicklung einzig in den zum Einsatz kommenden Fachsoftware zu sehen. Vielmehr geraten organisationsspezifisch die sog. soziotechnischen Konstellationen (Hellmann 2023) und damit die „intersection of social and technical elements“ (Abbas/Thomas 2023, S. 2) in den Blick.
Der Workshop wirft mit drei Impulsen (à 10 Minuten) Blitzlichter aus unterschiedlichen Perspektiven auf die soziotechnische Konstellation der Dokumentationstätigkeit: Joshua Weber entwickelt die Frage, wie Beteiligung von Adressat:innen in der Dokumentationstätigkeit gedacht und entwickelt werden kann. Thomas Ley fokussiert die Professionalisierung von Dokumentationstätigkeit aus der Perspektive der Fachkräfte. Konstantin Rink wirft schließlich den Blick auf organisationale Ordnungen, die im Zusammenspiel mit Dokumentationstools entstehen können.
Im Anschluss an die Impulse wird mit den Teilnehmer:innen des Workshops erarbeitet, wie sich die soziotechnisch gedachte Dokumentationstätigkeit in der Sozialen Arbeit weiterentwickeln ließe. So wollen wir bspw. fragen, wie die Eigenlogiken der beteiligten Akteur:innen berücksichtigt werden können oder wie sich Prozesse der Organisations- und Praxisentwicklung weiterdenken lassen.
Dr. Thomas Jammet, Prof. Dr. Maël Dif-Pradalier, Prof. Béatrice Vatron-Steiner, Prof. Jean-François Bickel (Haute école de travail social Fribourg (HETS-FR))
Dans le prolongement de l’atelier « Panorama des initiatives de médiation numérique en Suisse latine », ce second workshop vise à réfléchir collectivement à l’élaboration de bonnes pratiques en matière de médiation numérique.
Il mobilisera notamment les résultats de deux recherches récentes, portant pour l’une sur la reconfiguration des chemins d’accès aux droits et aux prestations produite par le processus de dématérialisation administrative, et sur ses conséquences pour les professionnel·les du travail social (Vatron-Steiner et al., 2022), pour l’autre sur les effets de la transition numérique sur les représentations et les pratiques des professionnel·les de l’insertion à l’échelle de la Suisse (Dif-Pradalier et al., 2022).
Ces recherches ont abouti à la formulation de plusieurs recommandations liées à la médiation numérique – notamment la mise en place de réseaux d’inclusion numérique, le maintien de guichets d’accueil physique, ou encore l’implication des utilisateur·rices dans l’élaboration et l’actualisation des dispositifs numériques dont ils et elles sont amené·es à se servir –, qui ont déjà rencontré un écho favorable auprès de plusieurs organisations du travail social.
En discutant de ces recommandations et des manières de les mettre en œuvre, l’atelier favorisera une mise en réseau pour renforcer les collaborations. Il permettra ainsi de poser de premiers jalons en vue de la constitution d’une communauté de pratiques (Wenger, 1998) amenée à s’élargir au fil du temps.
Josephine Jahn (Ludwig-Maximilians-Universität München)
In den mediatisierten Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen bilden Soziale Medien einen zentralen Bestandteil individueller Wirklichkeiten, weshalb diese für Sozialisationsprozesse und Persönlichkeitsentwicklung bedeutsam sind (BMFSFJ, 2013; Helbig, 2017; Schulz, 2010).
Auf Basis einer weitergedachten Lebensweltorientierung, welche die mediatisierten Lebenswelten anerkennt und auf Grundlage einer erweiterten Sozialraumorientierung, welche die virtuellen Räume einbezieht, sollen in der Schulsozialarbeit bedarfsgerechte Angebote in und mit den Sozialen Medien konzipiert werden (Alfert, 2015; Bollig, 2020; Deinet & Reutlinger, 2020).
Um erste Empfehlungen für professionelles Handeln in und mit Sozialen Medien in der Schulsozialar-beit auf eine empirische Basis stellen zu können, hat das KVJS-Landesjugendamt in Baden-Württemberg (Deutschland) im Jahr 2021 eine Befragung unter Fachkräften (N = 1522, Vollerhebung) durchgeführt (KVJS, 2022). Für das Jahr 2024 ist in Kooperation des KVJS-Landesjugendamtes und der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Folgeerhebung geplant, um die Entwicklungen im Feld abbilden zu können und die Empfehlungen weiterzuentwickeln.
Im Rahmen des geplanten Workshops sollen zu Beginn die Ergebnisse der Befragung aus dem Jahr 2021 und die daraus abgeleiteten Empfehlungen für professionelles Handeln vorgestellt und diskutiert werden. In einem zweiten Schritt soll es dann um die Folgeerhebung gehen, in dem das geplante Forschungsdesign dargelegt und zur Diskussion gestellt wird. Der Workshop dient demnach einerseits der Dissemination von empirisch fundierten Ansätzen zum Umgang mit Sozialen Medien in der Schulsozialarbeit und soll andererseits die geplante Folgeerhebung in ihrer Bedeutung stärken, indem die Rückmeldungen in das Vorhaben einfließen. So soll sichergestellt werden, dass die zukünftigen empirischen Erkenntnisse in der Praxis Sozialer Arbeit Verwendung finden können und sich professionelles Handeln weiterentwickelt.
Carina Bhatti (Hochschule Düsseldorf)
Innerhalb meines Promotionsprojektes beschäftige ich mich mit dem (Nicht-)Nutzen von Angeboten in der offenen Altenhilfe, in deren Fokus digitale Medien stehen. Hierzu habe ich Interviews geführt und bin aktuell in der ersten Phase meiner Auswertung, wobei ich kategorienbasiert nach der Grounded Theorie auswerte. In meinem Posterbeitrag möchte ich mein Forschungsanliegen sowie meinen bisherigen bzw. weiteren Forschungsprozess erläutern.
Mein Forschungsanliegen: Digitale Medien sind Bestandteil unserer Gesellschaft, etwas, das auch älter Personen betrifft. Nach Auffassung von Nock et al. (2020) sind unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auch für diesen Personenkreis nur mit einer sog. vorhandenen Medienkompetenz nutzbar (z.B. bei der Kommunikation mit Behörden, der Familie, dem Kaufen von Tickets). Auch der 8. Altenbericht fasst zusammen, dass „[d]ie rasante technische (Weiter-)Entwicklung […] großen Einfluss auf das Leben älterer Menschen [hat]. Vielfach bedeutet sie nicht weniger als einen echten Kulturwandel im Alltag, vergleichbar dem der Industrialisierung im 19. Jahrhundert“ (BMFSFJ 2020).
Insgesamt zeigt sich anschließend an diese Entwicklungen auch für die offene Altenhilfe, dass sich hier vermehrt Angebote finden, in deren Fokus digitale Medien stehen (siehe z.B. www.wissensdurstig.de).
Aus dieser Beobachtung heraus stellt sich die Frage, wie die Perspektive der Teilnehmenden aussieht, welchen Nutzen ziehen sie für sich und ihre Alltagswelt aus den Angeboten und welchen nicht. Ebenfalls von Interesse ist, wie diese Zielgruppe eine durch Digitalität geprägte Alltagswelt für sich wahrnimmt bzw. sich mit dieser auseinandersetzt.
Elias Brandenberg (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Dept. Soziale Arbeit)
Jugendliche sind in ihrer Freizeitgestaltung auf leicht zugängliche Erfahrungs-, Rückzugs- und Freiräume angewiesen. Heute müssen virtuelle Räume als feste Bestandteile jugendlicher Sozialräume verstanden werden (Schwerthelm, 2021). Mobile Geräte dienen als Schnittstelle zwischen virtuellen und physischen Räumen, wobei eine ständige Gleichzeitigkeit der Nutzung und Platzierung stattfindet. Die Offene Jugendarbeit bewegt sich oft nur am Rande in dieser Verflechtung (Mayrhofer & Neuburg, 2019). Virtuelle Räume werden häufig negativ als Parallelwelt oder Gefahrenraum diffamiert und die entsprechenden Erfahrungen nicht als Teil jugendlicher Realitäten anerkannt. Daher ist eine Erweiterung des Sozialraumverständnis, das sich an den Lebensrealitäten heutiger Jugendlicher orientiert, auch in diesem Handlungsfeld unumgänglich.
Das durch den NFP 80 finanzierte Forschungsprojekt «Jugend und Raum» untersucht die Nutzung virtueller und physischer Räume durch Jugendliche. Im Rahmen meiner Dissertation verfolge ich ergänzend das Ziel, Hinweise für eine bedarfsgerechte sozialraumorientierte Offenen Jugendarbeit zu erarbeiten. Zum Zeitpunkt des Kongresses wird die erste Runde der qualitativen Erhebung mit Jugendlichen (u.a. Gruppenworkshops, Sozialraumbegehungen) sowie der Expert:inneninterviews mit Fachpersonen der Offenen Jugendarbeit abgeschlossen sein und erste Ergebnisse können präsentiert werden.
Dominik Eberle (Stadt Wien, Kinder und Jugendanwaltschaft Wien)
Mit der pandemiebedingten Kluft zwischen Adressat:innen und Teilen der öffentlichen Verwaltung werden neue Möglichkeiten gesucht, um mit der Zielgruppe in Interaktion zu treten. Die Flucht nach vorne stellte für viele Anbieter:innen das Nutzen von Social Media dar. Doch am digitalen Markt der Aufmerksamkeitsökonomie konkurrierten sie mit milliardenschweren Unternehmen um die Views, Klicks und Interaktionen der Adressat:innen. Die Ernüchterung war vielerorts groß, als aufwändig produzierter Content nicht viral ging und kaum die eigene (Professionist:innen-)Bubble verließ.
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien (eine weisungsfreie Ombudsstelle für Kinderrechte der Stadt Wien) sieht sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und versucht mit dem Innovationsprojekt „Frag doch einfach die Kinder“ einen anderen Weg zu gehen: Mit Adressat:innen der Angebote wird gemeinsam ein digitales Werkzeug entwickelt, welches Kindern und Jugendlichen Einblicke und Gestaltungsmöglichkeiten für die Praxis der Ombudsstelle bieten soll. Im Projekt sollen mittels On- und Offline-Inhalten unter anderem die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Partizipation mit den Adressat:innen gemeinsam ausgelotet werden. Diese Auseinandersetzung mit den Adressat:innen entlang der Möglichkeit der Verwaltung ist essenziell, wenn digitaler Humanismus im Sinne einer sozialarbeiterischen Lesart als empowerndes Bindeglied zwischen Individuum und fortschreitender Digitalisierung öffentlicher Stellen verstanden werden soll.
Der Posterbeitrag soll auf der einen Seite die Grundidee des Partizipationsprojekts sowie dessen aktuellen Stand darstellen. Auf der anderen Seite sollen bereits erprobte Lösungen für eine gelingende Praxis, aber auch bestehende Hürden aufgezeigt werden und zu fachlichem Austausch und gemeinsamer Reflexion anregen.
Andrea Hahn (Fachhochschule Kiel)
Der Einsatz von KI-basierten Chatbots zur Förderung digitaler Kompetenzen im Studium der Sozialen Arbeit wird zunehmend relevant. Wie Kaminsky (2021) feststellt, steht die Soziale Arbeit durch die digitale Transformation unter stetigem „Digitalisierungsdruck“. Lern- und Bildungsprozesse sowie Wissensarbeit werden sich durch maschinelles Lernen verändern (vgl. Ehlers 2023). Entsprechend sind Hochschulen in der Pflicht, curriculare Anpassungen ihrer Studiengänge vorzunehmen (vgl. Kaminsky 2021).
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 ergeben sich neue Fragestellungen, die auch im Studium der Sozialen Arbeit Berücksichtigung finden müssen. Relevant ist die Entwicklung und Anwendung personalisierter Chatbots, die mittels Künstlicher Intelligenz funktionieren. Tools wie ChatGPT, POE oder GPTBuilder verändern die Art und Weise, wie Menschen mit Maschinen interagieren. Es ist von Bedeutung, deren Chancen, Herausforderungen und Limitationen auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht zu beleuchten.
Im Rahmen einer Forschungsarbeit wird untersucht, inwiefern KI-basierte Chatbots im Studium der Sozialen Arbeit eingesetzt werden können, um die digitalen Kompetenzen von Studierenden zu fördern. Dazu wird ein didaktisches Konzept entwickelt und erprobt, das Studierende befähigt, eigene personalisierte KI-basierte Chatbots zur Unterstützung ihrer Lernprozesse zu konzipieren, ohne dass spezielle Programmierkenntnisse benötigt werden. Ein zentraler Aspekt dieses Vorhabens ist es, Studierende in die Lage zu versetzen, das erworbene Wissen in ihrer zukünftigen sozialarbeiterischen Praxis anzuwenden. Dies soll die Teilhabe und Handlungsmöglichkeiten der Adressat:innen in technologisierten Gesellschaften unterstützen und erweitern.
Christiane Hüseman (Hochschule RheinMein)
Einhergehend mit Prozessen der digitalen Transformation verändern sich auch die Sozialräume und Aneignungsweisen von Kindern und Jugendlichen. Besonders digitale Medien und virtuelle Räume gewinnen zunehmend an Bedeutung für Bildungs- und Sozialisationsprozesse junger Menschen. Sowohl in politischen Diskussionen als auch bisherigen Forschungen wird der Fokus häufig auf den Erwerb von Medienkompetenzen im Sinne einer gewissen Verwertungsorientierung für Schule und Gesellschaft gelegt. Die Perspektive Kinder und Jugendlicher selbst sowie deren lebensweltlichen Kontexte werden dabei häufig vernachlässigt.
Aus einer aneignungstheoretischen Perspektive heraus erforsche ich im Rahmen meines Promotionsvorhabens digitale Handlungspraxen von Kindern und Jugendlichen bei der Aneignung einer virtuell-digitalen Plattform. Anhand von Beobachtungen und Gruppengesprächen ist die Rekonstruktion von Aneignungs- und Bildungsprozessen Ziel des Vorhabens. Dies erfolgt am Beispiel eines Praxisprojektes (Grendel et al. i.E.). Langfristig wird ein Praxistransfer zur Entwicklung digitaler Angebote in der Schulsozialarbeit und Jugendarbeit angestrebt.
Ausgehend von meiner Promotion (Promotionszentrum Soziale Arbeit, HAW Hessen) präsentiere ich mit meinem wissenschaftlichen Poster mein Forschungsvorhaben.
Maja Michel (Universität Trier)
Alltagsdokumentation auf Sozialen Medien erfreut sich großer Beliebtheit, blickt man auf Instagram, Facebook und Co. Eine spezielle Form des Teilens alltäglicher Familienszenen ist das sog. Sharenting (Alig, 2021; Kutscher, 2021, 2022). Sharenting bildet einen Zusammenschluss aus den Worten ‚share‘ und ‚parenting‘ (Oxford English Dictionary, 2022), was mit geteilter Elternschaft übersetzt werden kann (Alig, 2021). Dabei geht es um das Teilverhalten von Eltern, die sich und ihre Kinder zum Inhalt von Social Media Posts in Form von z.B. Fotos oder Videos machen, was als Verstoß gegen die kindliche Privatsphäre erachtet wird (Brosch, 2018). Sharenting wird im wissenschaftlichen Diskurs vordergründig negativ diskutiert, verschiedene Beiträge und Studien weisen bspw. auf Rechtsverletzungen kindlicher Teilhabe wie die Verletzung des Rechts am eigenen Bild (z.B. Alig, 2021; Langer & Schulz, 2021) und das fehlende Einverständnis der Kinder zur Veröffentlichung (z.B. Garmendia et al., 2022; Kutscher, 2021) hin. Einige Studien deuten daneben auf positive Effekte der Praktik wie z.B. Rückhalt und Feedback hin (z.B. Kumar & Schoenebeck, 2015), diese werden jedoch nur randständig diskutiert. Im Vordergrund bleibt die bewahrpädagogische Annahme, Kinder müssten vor den Gefahren des Sharenting geschützt werden. Kinder werden bspw. nicht nach ihrer Zustimmung gefragt, obwohl sie dagegen sind, was eine Verletzung des Rechts auf Teilhabe darstellt. Im Diskurs wird jedoch verkannt, wie der Umgang mit Kindern stattfindet, die sich für eine Veröffentlichung ihrer Fotos o.ä. aussprechen, da die Teilhabe sowohl eine Ablehnung als auch eine Zustimmung einschließt. Darüber hinaus gibt es kaum Studien, die sich mit der Praktik als doing family auseinandersetzen (z.B. Kutscher & Bouillon, 2018). Hieran knüpfen erste Ergebnisse einer laufenden Dissertation, die sich u.a. aus narrativen Eltern-Interviews und deren Auswertung mit der GTM ergeben. Diese sollen als Poster dargestellt werden.
Geneviève Piérart (Haute école de travail social Fribourg, HES-SO)
Le projet ID-Tech est un projet Innosuisse mené en collaboration par la HEIA-FR et la HETS-FR de 2021 à 2022. Le but de ce projet est de proposer un outil d’apprentissage en réalité virtuelle (RV) à destination des personnes avec déficience intellectuelle (DI) pour les rendre plus autonomes dans des tâches quotidiennes. Pour ce projet, il s’agit des déplacements dans l’espace public et l’utilisation des transports en commun.
Les personnes présentant une déficience intellectuelle doivent s’entraîner régulièrement à effectuer plusieurs tâches de la vie quotidienne complexes tout en étant accompagnées d’un·e ou plusieurs encadrant·es. L’utilisation de la RV permet de simuler ces situations d’apprentissage qui seraient difficiles à mettre en place ou à reproduire systématiquement dans le monde réel.
Ce projet résulte du développement d’un simulateur en RV conçu avec l’aide d’enseignant·es spécialisé·es et/ou d’éducateur·rices sociaux·ales. Les principaux exercices sont :
La simulation propose aussi de gérer les interactions sociales grâce à l’utilisation d’avatars dans ces scénarios. Chaque scénario est personnalisé en fonction des objectifs d’apprentissage des élèves.
Une étude a été menée auprès de 18 élèves répartis dans 5 institutions de Suisse romande. Chaque élève réalisait 3 exercices (entre 5 et 10 min) toutes les 2 semaines de novembre 2021 à mai 2022. Des post-tests ont aussi été réalisés après un mois en juin 2022 auprès de 11 jeunes.
Au terme du projet, 4 jeunes sont totalement autonomes dans leurs déplacements (2 jeunes effectuant des déplacements à pied et 2 jeunes se déplaçant en transports publics). D’autres jeunes sont devenus partiellement autonomes.
Dr. Natalie Zambrino (Hochschule Luzern – Soziale Arbeit)
Im Rahmen eines geplanten Projektes soll die Website HEVE-Portal konzipiert, realisiert und evaluiert werden. Diese Website bietet niedrigschwellig zugänglich, zentral gebündelt und kostenfrei Informationen für einen gelingenden Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen (HEVE) von Erwachsenen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Unter HEVE werden vielfältige Verhaltensweisen, wie Fremd-/Selbstverletzungen oder Sachbeschädigungen verstanden, die verschiedene Personengruppen in ihrem (Arbeits-)Alltag vor Herausforderungen stellen und belasten können.
Als Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz bietet die Website einen Zugang zu Informationen für ein breites Publikum an, darunter beispielsweise Mitarbeitende im Behindertenbereich, Angehörige sowie allgemein am Thema Interessierte. Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, die selbst HEVE zeigen oder mit dem Thema HEVE in Berührung kommen, soll ein eigener Zugang in Leichter Sprache und mit einer vereinfachten Oberfläche erarbeitet werden. Die Inhalte der Website stützen auf das von den Autor:innen in langjähriger Praxistätigkeit und in verschiedenen themenspezifischen Forschungsprojekten erworbene Fachwissen ab. Angedacht ist eine Gliederung in unterschiedliche Module, darunter ein HEVE-Wiki mit aktuellem Hintergrundwissen, eine Tool Box mit Instrumenten für einen gelingenden Umgang und ein niedrigschwelliges Kontakt- bzw. Beratungsangebot durch die Autor:innen, um spezifische Einzelfälle im Gespräch oder via Chatbot mit der nötigen Individualität beleuchten zu können. Realisiert mit einer:m passenden Partner:in, der:die über das nötige technische Knowhow verfügt und im Anschluss evaluiert, soll dieses im deutschsprachigen Raum neuartige Angebot langfristig zu einem Mehr an Lebensqualität sowohl für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen als auch für die sie begleitenden Personen beitragen.
Prof. Michael Doerk (Hochschule Luzern)
Das SNF-Forschungsprojekt VA-PEPR ermöglichte einen Eindruck vom allgemeinen Wissen und dem Bewusstsein über und von der Nutzung von VA (Voice- und Virtueller Assistenz) in der Schweiz. Die darin eingebettete rcc-Studie untersuchte eine jüngere Altersgruppe aus dem akademischen Umfeld und gab einen Einblick in die Einstellungen, Verhaltensweisen und Routinen von rund 400 Studierenden aus sechs Fachgebieten, die ein interdisziplinäres Modul zur Förderung von Ressourcenmanagement, Prävention und Gesundheitsförderung besuchten. Auf Basis der Erkenntnisse wurde im Verlauf von 2023 eine KI-gestützte Assistenz implementiert, die es ermöglicht, sich per Stimme und Tastatur in diversen Sprachen – auch Schweizerdeutsch – und weitestgehend anonymisiert coachen zu lassen, ohne dass OpenAI, Google, etc. personenbezogene Informationen wie die IP, persönliche Suchverläufe o.ä. erhält. Das Poster bildet kompakt die Datenerhebung und die Ergebnisse der in das SNF-Forschungsprojekt VA-PEPR eingebetteten rcc-Studie ab. Weiterhin sind das Konzept der KI-gestützten, virtuelle Assistenz und das «rcc-protection-data-system» dargestellt.
Gabriel Meisel (jugendarbeit.digital)
Im Posterbeitrag wird auf das vom Verein Haeschziit initiiert und in Zusammenarbeit mit Jugendarbeit.digital sowie Pro Mente Sana umgesetzte Projekt «handicaps@work» eingegangen. «handicaps@work» ist ein kollaboratives Medienprojekt, welches zum Ziel hat, die Schwierigkeit junger Menschen mit einer Beeinträchtigung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt aufzuzeigen und innovative Ansätze von Schweizer Unternehmen zugänglich zu machen. Zusammen mit fünf jungen Menschen im Alter von 21-28 Jahren (Ipek, Mael, Milena, Jens & Ellen), welche alle mit einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung leben, wurde im Zeitraum von August 2022 bis Dezember 2023 eine Social Media Kampagne/Web Reportage konzipiert und umgesetzt. Hierfür wurden im Dialog mit dem Soziokulturellen Animator und Filmemacher Gabriel Meisel Inhalt und Dramaturgie erarbeitet. Zudem wurden die jungen Menschen in der Handhabung von Videotechnik geschult, um einzelne Elemente der Reportage selbst zu produzieren.
Das Poster wird mittels QR-Codes oder zur Verfügung gestellten IPads folgende Bereiche thematisieren:
Monika Luginbühl (BFF Kompetenz Bildung Bern)
Die Initiative MEKiS – Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit – ist aus dem Projekt «Medienkompetenz in der stationären Kinder- und Jugendhilfe» hervorgegangen. Die Instrumente, rechtlichen und konzeptionellen Grundlagen können in allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit eingesetzt werden.
MEKiS stellt Grundlagen für die Etablierung einer fachlich fundierten Medienerziehung und medienpädagogischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen sowie erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigungen in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit und dem Berufsfeld der Aktivierung bereit.
MEKiS wird durch eine Kooperation der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und der Höheren Fachschulen Kompetenz, Bildung Bern und medi Zentrum für medizinische Bildung getragen. Es besteht zudem eine Kooperation mit dem Dachverband CURAVIVA Schweiz. Im Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit der Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale HES-SO sowie der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI.
Wir freuen uns am Freitagabend, 6. September 2024, Martina Clavadetscher und Raphaëlle Lacord begrüssen zu dürfen und einzigartige Einblicke in den Roman „Die Erfindung des Ungehorsams“ zu erhalten.
Die Lesung wird in der Literatur & Bühne Olten veranstaltet, einem wundervollen Ort der Begegnung, Kultur, Literatur und des Austauschs.
Bei einem Glas Wein und frischgebackenem Brot lassen wir den Abend nach der Lesung gemeinsam philosophisch nach- und ausklingen.
Zum Buch:
Die Erfindung des Ungehorsams
Hitze, Regen, beißender Gestank. Iris tigert in Manhattan durch ihr Penthouse und wartet voller Ungeduld auf die nächste Dinnerparty, die ihr wieder ein wenig Leben einhaucht. Ling, angestellt in einer Sexpuppenfabrik im Südosten Chinas, kontrolliert künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler, bevor sie sich abends bei Filmklassikern in ihre Einsamkeit zurückzieht. Und im alten, düsteren Europa folgt Ada ihren mathematischen Obsessionen, träumt von Berechnungen und neuartigen Maschinen, das Ungeheuerliche stets im Kopf.
Drei Frauen in drei Welten: Sie alle sind auf der Suche nach einer Antwort – nach dem Kern der Dinge. Und sie alle sind, ohne es zu ahnen, miteinander verbunden.